Serviert im Karton Die beste Pizza Deutschlands? So gut ist sie wirklich

Der Klassiker soll hier so gut schmecken wie nirgendwo sonst im Land. Ein Geschmackstest zwischen verführerischem Anblick, Pappkartons und gepfefferten Preisen.
Angeblich kommt eine der besten Pizzen in ganz Europa aus Franken. Schon seit Jahren belegt die Pizzeria Zulu aus Fürth in mehreren Tests Topplatzierungen. Auch in diesem Jahr wurde die Pizza von Gaspare Squitieri im jährlichen Ranking "50 Top Pizza" wieder als beste in Deutschland ausgezeichnet. Doch wie gut ist der italienische Klassiker bei dem hochgelobten Gastronomen wirklich? t-online hat den Test gemacht – allerdings nicht in Squitieris Stammlokal in Fürth, sondern in seinem neuen "24/7 Pizza Shop" in der Lorenzer Straße in der Nürnberger Innenstadt.
Gleich beim Betreten des Ladens wird klar, dass es sich dabei nicht um ein klassisches Restaurant handelt, sondern eher um einen Imbiss. Perfekt für die schnelle Pizza in der Mittagspause eben. Bestellt wird über einen Automaten mit Touchscreen, wie man ihn sonst von Fast-Food-Ketten kennt. Doch die Auswahl wirkt vielversprechend. So stehen etwa Pizzen namens "Giardino" oder "Barbie" auf der Karte. Erstere ist unter anderem mit Mozzarella, gegrilltem Gemüse, Champignons belegt, Letztere unter anderem mit Büffelmozzarella, Parmaschinken, Rucola, Grana Padano und Kirschtomaten.
Gepfefferte Preise für ungesalzene Pizzen
Was gleich auffällt: Die Preise sind gepfeffert – zumindest wenn man bedenkt, dass man hier nicht bedient wird und im Stehen speist. Die "Giardino" schlägt etwa mit 14,50 Euro zu Buche, für die "Barbie" werden 15,50 Euro fällig. Selbst eine normale Margherita kostet hier 11,50 Euro. Aber sei's drum, Qualität hat eben ihren Preis. Also einmal die Rechnung direkt am Automaten mit der Karte beglichen und schon legen die beiden Pizzabäcker hinter dem Tresen los.
Nach kurzem Warten bringt einer von ihnen auch schon die frischen Pizzen an den Stehtisch. Serviert werden die hier nicht etwa auf dem Teller, sondern im Pappkarton. Ob es auch Besteck gebe? Die Mitarbeiter können nur mit einer Holzgabel helfen, ein Messer sucht man in dem Laden vergebens.
Immerhin kommen die Pizzen geviertelt und das, was im Karton liegt, kann sich mehr als sehen lassen. Serviert werden hier nämlich klassische neapolitanische Pizzen, gut belegt, mit leicht verbranntem Rand. Kurzum: Sie sehen zum Anbeißen aus. Doch schon beim ersten Bissen folgt die Enttäuschung: Der Geschmack wird dem Aussehen und den hohen Erwartungen nicht gerecht. Dem Teig fehlt die Würze – da helfen auch die Salz- und Pfefferstreuer, die an den Tischen stehen, nur bedingt.
Essen bleibt Geschmackssache
Auch die erwartete Geschmacksexplosion durch die vielversprechenden Zutaten bleibt aus. Gefühlt hat die ganze Pizza einen "Einheitsgeschmack", der gewisse Pfiff fehlt bei den Zutaten genau wie beim Teig. Dazu kommt, dass das Essen aus dem Karton bei den Pizzen mit dem klassisch dünnen, etwas labbrigen Boden einfach keinen Spaß macht.
Schlecht sind die Pizzen freilich nicht. Doch die besten in ganzem Land? Wohl kaum. Da gibt es allein in Nürnberg einige Italiener, die locker mithalten können oder den Klassiker gar besser machen. Aber natürlich gilt bei Pizzen genau das Gleiche wie bei Eis, Pasta oder Wein: Essen und Trinken sind Geschmackssache.
- Reporter vor Ort


