Mehr als 50 Jobs in Gefahr H&M-Schließung: Stadtratskandidatin geht mit Wut-Video viral

Eine Modekette eröffnet eine neue Filiale und schließt wenig später eine ältere in derselben Straße. Nach einem Video wird das Thema im Netz heiß diskutiert.
Ende Januar soll die Filiale der Modekette H&M in der Karolinenstraße 45 in Nürnberg schließen. Das erhitzt viele Gemüter – vor allem, weil der Moderiese erst im vergangenen Jahr einige Meter weiter in derselben Straße eine neue Filiale eröffnet hat. Knackpunkt: Die Mitarbeiter werden wohl nicht weiter beschäftigt.
Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel von Verdi sprach bereits im Sommer davon, dass die Mitarbeiter Existenzängste plagten. Jetzt geht ein Video der SPD-Stadtratskandidatin Julia Kaltenegger zu dem Thema viral. Mehr als 60.000 Menschen haben ihren Post bei Instagram bislang mit "Gefällt mir" markiert.
Mitarbeiter arbeiten teils seit Jahrzehnten in der Filiale
In dem Clip tritt Kaltenegger, die selbst einmal in der Filiale gearbeitet hat, in einer Doppelrolle auf. Einmal spricht sie als H&M-Konzern, einmal als ehemalige Mitarbeiterin. "Ich denke, die Kollegen aus der Filiale 798 freuen sich auch über einen Tapetenwechsel", sagt Kaltenegger in ihrer Julia-Rolle – offenbar in der Meinung, dass diese weiter beschäftigt würden. In ihrer Konzern-Vertreter-Rolle erwidert sie: "Ne, ne, da hast Du etwas falsch verstanden. Die Mitarbeiter aus der Filiale nehme ich nicht mit rüber."
Worauf sie in der Julia-Rolle wiederum mit Unverständnis erwidert, dass manche Mitarbeiter seit 30 Jahren in der Filiale arbeiteten, einige hätten auch Behinderungen und seien auf den Job angewiesen. In der Konzern-Rolle sagt sie darauf: "Die können sich da schon bewerben, aber zu Konditionen, die mir passen."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Was zunächst ironisch wirkt, scheint die Sorgen der Mitarbeiter allerdings treffend zu beschreiben. Luciana Lopez da Silva, eine der Betriebsrätinnen der Filiale, sagte dem Bayerischen Rundfunk dazu: "Das Video hat genau auf den Punkt getroffen." Genau, wie Kaltenegger in ihrer Unternehmer-Roller auftritt, seien die Arbeitgeber auch in den Verhandlungen um einen Sozialplan mit den Mitarbeitern umgesprungen.
Verhandlungen um Sozialplan gescheitert
Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte t-online inzwischen, dass die innerbetrieblichen Verhandlungen um einen Sozialplan "trotz größter Bemühungen" gescheitert sind. Diese würden nun moderiert im Rahmen einer Einigungsstelle fortgesetzt werden. "Wir sind zuversichtlich, dass auf diesem Wege durch das Zusammenwirken der Betriebsparteien zeitnah ein gutes und ausgewogenes Ergebnis erzielt werden kann", teilte der Modekonzern mit.
In der Filiale waren im Sommer noch 58 Mitarbeiter beschäftigt. H&M begründet die Schließung mit "wirtschaftlichen Gründen".
- instagram.com: Post des Accounts "july_fromtheblock" vom 2. Oktober 2025
- Anfrage bei der Pressestelle von H&M
- br.de: "Wut-Video gegen H&M-Schließung in Nürnberg geht viral" vom 8. Oktobert 2025