Mutmaßliche Linksextremistin Rund 1.200 Menschen bei Demo nach Urteil im Fall Hanna S.

Weil sie in Budapest am Angriff auf mutmaßliche Neonazis dabei gewesen sein soll, muss Hanna S. fünf Jahre hinter Gitter. In Nürnberg löst das Urteil einen Protest aus.
Nach dem Urteil gegen die mutmaßliche Linksextremistin Hanna S. haben sich am Samstag in Nürnberg zahlreiche Menschen zu einer Demonstration versammelt. Wie ein Polizeisprecher auf Nachfrage von t-online sagte, zogen am Samstag rund 1.200 Teilnehmern vom Veit-Stoß-Platz in Richtung Innenstadt.
Der Aufzug verlief nach Angaben des Sprechers weitgehend friedlich. Zu einem Zwischenfall kam es jedoch .Ein Mann soll mit einer Fahnenstange auf eine Polizeireiterin losgegangen sein, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Das Pferd habe dadurch gescheut und eine Demonstrantin gestoßen. Diese habe aber angegeben, nicht verletzt zu sein.
Die Polizei begleite den Aufzug mit zahlreichen Beamten. Wie viele Kräfte genau im Einsatz sind, wollte der Sprecher aus polizeitaktischen Gründen nicht sagen.
Hanna S. zu fünf Jahren Haft verurteilt
Die Nürnberger Kunststudentin war am Freitag nach über 30 Prozesstagen zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Das Oberlandesgericht in München sprach sie wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung schuldig. Aus Sicht der Demonstranten handelte es sich um einen "politisch motivierten" Prozess.
Das Gericht war in seinem Urteil davon überzeugt, dass Hanna S. im Februar 2023 an einem Angriff auf mutmaßliche Neonazis am sogenannten "Tag der Ehre" in Budapest beteiligt war. An diesem Tag kommen jedes Jahr Rechtsextremisten aus ganz Europa in die ungarische Hauptstadt.
Urteil gegen Hanna S. noch nicht rechtskräftig
Bei den beiden Taten, die Hanna S. zur Last gelegt wurden, soll sie gemeinsam mit einer Gruppe auf einen Ungarn, auf eine Frau und einen Mann aus Deutschland losgegangen sein, die sie unter anderem anhand ihrer Kleidung als Neonazis einstuften. Alle drei Angegriffenen wurden verletzt, zwei von ihnen sogar lebensgefährlich.
Die Bundesanwaltschaft hatte einen der Fälle sogar als versuchten Mord eingestuft und neun Jahre Haft für Hanna S. gefordert. Das Gericht erklärte jedoch, dass man keine Belege für einen entsprechenden Tötungsvorsatz sehe. Das Urteil gegen die 30-Jährige ist bislang nicht rechtskräftig.
- Telefonat mit der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken
- Reporter vor Ort
- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur