Influencer erhebt Vorwürfe Hätte es eine Alternative zur Pavian-Tötung gegeben?

Zwölf Paviane werden im Nürnberger Tiergarten getötet. Ein Influencer glaubt bis heute, dass das vermeidbar gewesen wäre. Sein neuestes Video wirft Fragen auf.
Vor gut einem Monat hat der Tiergarten Nürnberg zwölf seiner Neuguinea-Paviane getötet. Wäre das vermeidbar gewesen? Zoodirektor Dag Encke bezeichnete die Tötung der Tiere bereits Ende Juli als "ausweglos". Auch eine Abgabe an andere Einrichtungen sei gescheitert, hieß es damals vom Zoo. Dem widerspricht der YouTuber und Meeresbiologe Robert Marc Lehmann jetzt vehement.
Der Influencer stützt seine Kritik hauptsächlich auf Aussagen von Graham Garen, dem Besitzer des Wales Ape and Monkey Sanctuary (WAMS). Dabei handelt es sich um einen Gnadenhof in Großbritannien. Lehmann hat diesen besucht, wie aus seinem auf YouTube veröffentlichten Video hervorgeht. Die Einrichtung signalisierte vor der Tötung Interesse daran, die überzähligen Paviane aus Nürnberg zu übernehmen. Doch dazu kam es nicht.
In Lehmanns Video sagt Gnadenhofbesitzer Garen: "Wir haben die ganze Zeit einen Platz freigehalten, aber niemand hat uns kontaktiert." Weiter argumentiert er, dass sich die Verantwortlichen aus Franken jederzeit vor Ort ein Bild von den Haltungsbedingungen in seiner Einrichtung hätten machen können, gekommen sei aber niemand. Auch sei er nie zu einem Gespräch nach Nürnberg eingeladen worden, kritisiert Garen.
Zoo: Fragen nach Haltungsbedingungen blieben unbeantwortet
Im Gespräch mit dem Influencer räumt der Besitzer des Gnadenhofs allerdings auch ein, dass er vom Nürnberger Tiergarten ein Formular des Europäischen Zooverbandes (EAZA) erhalten habe. Dieses Formular habe er als "unverschämt" empfunden. Genau auf dieses Dokument verweist jedoch der Nürnberger Tiergarten. Die Verantwortlichen betonen, dass mit dem Fragebogen hauptsächlich die Haltungsbedingungen in der Einrichtung abgefragt werden sollten.
Auf das Formular habe das WAMS nie geantwortet. Weil dem Tiergarten deshalb keine Informationen über die Haltungsbedingungen in der Einrichtung vorgelegen hätten, sei die Abgabe letztlich gescheitert, argumentieren die Verantwortlichen in Nürnberg. Der Tiergarten hat die Kommunikation mit dem WAMS inzwischen auf seiner Webseite veröffentlicht. Aus den Dokumenten geht hervor, dass der Tiergarten das WAMS tatsächlich mehrfach um Antwort gebeten hat.
Tiergarten machte Überlegungen bereits 2024 öffentlich
Auch t-online hätte sich gerne mit Garen von WAMS über die gescheiterte Pavian-Übernahme ausgetauscht. Der Gnadenhofbesitzer aus Wales reagierte jedoch auf entsprechende Anfragen nicht.
Der Tiergarten Nürnberg ging bereits Anfang 2024 mit der Überlegung an die Öffentlichkeit, einzelne Paviane töten zu wollen. Die Gruppe sei zu groß für das Gehege in dem Zoo geworden, weshalb es zu Konflikten unter den Tieren komme, betonte Direktor Dag Encke schon damals. Sämtliche Versuche, die Gruppe zu verkleinern, seien gescheitert, hieß es weiter.
Anderthalb Jahre später, am 29. Juli dieses Jahres, wurden im Tiergarten – trotz lautstarkem Protest im Vorfeld – zehn Paviane erschossen. Zwei weitere Tiere starben bei Voruntersuchungen.
- Eigene Recherchen
- youtube.com: "UNDERCOVER im Nürnberger Zoo - Die Wahrheit über die Pavian-Tötung | Robert Marc Lehmann" vom 31. August 2025
- Anfrage beim WAMS
- Anfrage beim Tiergarten Nürnberg
- tiergarten.nuernberg.de: Populationsmanagement bei Pavianen (aufgerufen am 2. September 2025)

