Polizei: "Er könnte überall sein" Landgericht erlässt Europäischen Haftbefehl gegen Amokläufer von Ansbach

Er wollte 47 Menschen umbringen. Nun ist Georg R. aus der Psychiatrie in Erlangen geflohen. Nun erlässt das Ansbacher Landgericht Haftbefehl – und zwar europaweit.
Die bayerische Polizei fahndet weiterhin nach Georg R., dem Amokläufer von Ansbach. Der 34-Jährige war am Samstag bei einem genehmigten Tagesausgang nicht in die forensische Klinik in Erlangen zurückgekehrt. Inzwischen wurde ein Vollstreckungshaftbefehl für ganz Deutschland erlassen. Auch einen europaweiten Haftbefehl hat das Ansbacher Landgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft erlassen. Die Fahndung nach Georg R. sei laut Jonas Heinzlmeier, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Ansbach, entsprechend ausgeweitet worden. Außerdem würden intensive Fahndungsmaßnahmen stattfinden.
Polizei tappte auch am Dienstag im Dunkeln
Nach Angaben der Polizei laufen derzeit keine großangelegten Suchaktionen, es werde ohne Hubschrauber oder Straßensperren gearbeitet. "Wir haben keinen räumlichen Ansatzpunkt", erklärt ein Pressesprecher der Polizei am Dienstagmorgen im Gespräch mit t-online. "Deshalb macht es für uns derzeit keinen Sinn, Hubschrauber oder Hunde einzusetzen." Stattdessen kontrollieren Beamte mögliche Aufenthaltsorte und Kontaktadressen, bislang allerdings ohne Erfolg. "Der Gesuchte trägt keine Fußfessel, er kann also überall sein. Wir suchen derzeit nach sämtlichen Anhaltspunkten und Verknüpfungen, auch in seinem Klinikzimmer", so der Sprecher.
Auch wenn Georg R. ein verurteilter Straftäter ist, bestehe zunächst keine Gefahr für die Bevölkerung. "Von dem Mann geht nach Einschätzung der Fachärzte aktuell keine Gefahr aus", so die Polizei. Trotzdem verstehe man natürlich, wenn der eine oder andere "ein mulmiges Gefühl" habe.
Tagesausgänge ohne Auffälligkeiten – bis jetzt
Seit Anfang des Jahres durfte der Mann regelmäßig unbegleitete Ausgänge machen, teilten die Bezirkskliniken Mittelfranken mit. Diese seien Teil der Therapie und bis zuletzt ohne Zwischenfälle verlaufen. Erst am Samstagabend schlug die Klinik Alarm, als der Patient nicht zurückkehrte.
Die Polizei bittet die Bevölkerung nun um Hinweise. Wer den Mann sieht, soll sich ihm nicht nähern und umgehend den Notruf 110 wählen.
Rückblick: Das Attentat von 2009
Am 17. September 2009 stürmte der damals 18-jährige Schüler das Gymnasium Carolinum in Ansbach. Mit Axt, Messern und selbstgebauten Molotowcocktails griff er wahllos Schüler und Lehrer an, warf Brandsätze in ein Klassenzimmer und verletzte neun Jugendliche und eine Lehrerin zum Teil schwer. Erst Schüsse der Polizei stoppten den Täter.
Vor Gericht wurde Georg R. im April 2010 wegen versuchten Mordes in 47 Fällen zu einer Jugendstrafe von neun Jahren verurteilt. Zugleich ordnete das Landgericht Ansbach seine unbefristete Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an – mit Verweis auf eine erhebliche Wiederholungsgefahr.
- Telefonat mit der Polizei Mittelfranken, 19. August 2025
- Eigene Berichterstattung
- br.de: Amokläufer von Ansbach aus Psychiatrie geflüchtet
- Schriftliche Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Ansbach am 19. August 2025